ZitatAlles anzeigenRiga (Lettland), 5. September 2014
Opel ist derzeit so trendy, dass es fast schon weh tut. Schuld daran ist der Adam, der in zahllosen obercoolen Farbkombinationen durch stylische Großstädte, Graffiti-geschwängerte Lagerhallen oder "Germanys-Next-Topmodel"-Sendungen hüpft. Der Erfolg gibt Opel Recht. Der Adam hat im hart umkämpften A-Segment über 10 Prozent Marktanteil erobert. Zudem fuhren mehr als 50 Prozent der Adam-Kunden davor eine andere Marke. Da jubelt nicht nur die Marketing-Abteilung. Wer dachte, die hippe Urbanität des kleinen Rüsselsheimers wäre nicht mehr zu steigern, der wird nun aber eines Besseren belehrt: Sagen Sie Hallo zum neuen Adam Rocks.
Noch mehr Individualität
Der Adam Rocks füllt eine Nische in der ziemlich nischigen Abteilung der modischenPremium-Stadtflitzer. Laut Opel ist der Rocks ein dreitüriger urbaner Mini-Crossover mit Open-Air-Feeling. Wie Sie sich vorstellen können, ist er in diesem Segment – zumindest derzeit – ohne Konkurrenz. Es gibt jetzt noch mehr Farben, Farbkombinationen, Felgenfarben, Innenraumfarben, Innenspiegelfarben, Sitzfarben, Lenkradfarben und sogar Farben für den Schlüssel. Um das irre Spektrum an Individualität zu demonstrieren, jagte Opel bei der Launch-Fahrveranstaltung gleich 40 Adam Rocks durchs lettische Riga, von denen keiner aussah wie der andere. Lassen wir das ganze Marketing-Gedöns weg (Opel spricht von der unrasierten, männlich-muskulösen Version des Adam) und konzentrieren uns auf die harten Fakten, stellen wir jedoch schnell fest, dass es sich hier im Prinzip um einen ganz normalen Kleinwagen handelt, dem man jede Menge Plastik an die Schürzen und Kotflügel geklebt hat. Außerdem liegt er 15 Millimeter höher. Das nimmt zumindest leichten Feldwegen den Schrecken. Einen Allradantrieb sucht man indes vergebens. Der Offroad-Park des Adam Rocks ist dann doch eher die Stadt.
Und wie fährt er nun, der Rocks?
Beim Fahrverhalten gibt es nicht viel, was den Adam Rocks von anderen Autos seiner Klasse unterscheidet. Er fährt nicht sonderlich spektakulär, macht aber in nahezu allen Belangen eine sehr ordentliche und erwachsene Figur. Abgesehen von der leichten Höherlegung hat Opel auch die Federn, Dämpfer und Stabilisatoren neu (und angeblich weicher) ausgerichtet. Dem Handling hat das nicht geschadet. Die etwas kerniger ausgelegte Lenkung (laut Opel war das ein Wunsch vieler Adam-Kunden) könnte zwar noch immer etwas mehr Gefühl vermitteln, aber der Rocks geht gerne in die Kurve und hat mehr als genug Grip, was auch der etwas breiteren Spur zuzuschreiben ist. Leider zeigte sich unser Testwagen auf den größtenteils schlechten Straßen der lettischen Hauptstadt bei kurzen Stößen von seiner ganz und gar unbarmherzigen Seite. Schlaglöcher, Kopfsteinpflaster oder Trambahngleise gehen direkt ins Mark. Die extrem schicken 18-Zöller sind daher wohl nicht unbedingt erste Wahl. Ob der Rocks mit den serienmäßigen 17-Zöllern geschmeidiger federt, konnten wir leider nicht ausprobieren.
Neuer Dreizylinder ist die Ruhe selbst
Besonders gespannt waren wir auf den neuen 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo. Über 200 Ingenieure tüftelten mehr als dreieinhalb Jahre an dem Aggregat, das im Rocks seine Premiere feiert. Auch im neuen Corsa wird der kleine Turbo in Kürze zum Zuge kommen. In seiner stärksten Form leistet der Motor 115 PS und 170 Newtonmeter. Im Adam Rocks kombiniert er eine Null-auf-100-km/h-Zeit von unter zehn Sekunden mit einem Normverbrauch von 5,1 Liter. Das klingt mehr als vernünftig. Bei weitem beeindruckender sind aber die Manieren dieser drei nagelneuen Töpfe. Der Antrieb ist in allen Lagen samtweich und flüsterleise. Nimmt man ihn etwas härter ran, gibt es das typisch zornige und etwas aufmüpfige Dreizylinder-Grummeln, aber auch das passiert eher gedämpft und durchaus wohlklingend. Die Gasannahme könnte etwas knackiger sein, aber bereits unter 2.000 Touren gibt es jede Menge Drehmoment und entsprechend unterfütterten Vortrieb. Das neue und exakt zu bedienende Sechsgang-Getriebe ist beim Topmodell ziemlich kurz übersetzt, die Leistungsentfaltung wirkt dennoch sehr harmonisch, gleichmäßig und gut nutzbar. Verglichen mit Fords EcoBoost-Dreizylinder fehlt es ein wenig an Drehfreude im letzten Drittel, allerdings dürfte das die meisten Fahrer nicht wirklich interessieren. Es ist schließlich anzunehmen, dass man einen Adam Rocks auf einer Renn- oder Alpenpass-Strecke eher weniger bis gar nicht zu Gesicht bekommt (zumindest hoffen wir das).
Teurer Trend
Alles in allem fährt der Adam Rocks also weit weniger polarisierend, als er aussieht. Diskutieren darf man dafür über den Innenraum. Des Rocks Kanzel ist zwar sehr sauber, hochwertig und verblüffend modisch verarbeitet, außerdem läuft die ganze Konnektivitäts-Geschichte mit Navi-App und Konsorten erstaunlich geschmeidig, aber selbst für einen 3,75 Meter-Winzling geht es hier verflixt eng zu. Das gilt auch für die arg kleinen Vordersitze. Am Ende des Tages kommt es also wie so oft auf den persönlichen Geschmack an. Der neue Dreizylinder-Turbo kriegt von uns ein klares Ja, beim Rocks selbst würden wir auf jeden Fall empfehlen, den Rechenschieber aus dem Keller zu holen. Die Einstiegsvariante mit 70 PS kostet nämlich mindestens 15.990 Euro. Das sind 4.240 Euro mehr als beim normalen Adam – für ein Auto, dass nicht wirklich mehr kann. Mit dem 115 PS starken Einliter-Turbo-Benziner an Bord kommt der Rocks etwas besser weg. 18.790 Euro stehen hier den 16.450 Euro des Standard-Adam gegenüber. Zum Vergleich: Der Mini One mit 102-PS-Dreizylinder-Turbo liegt im besten Fall bei 17.450 Euro, der 120 PS starke Citroen DS3 kostet mindestens 18.690 Euro.
Quelle: http://www.auto-news.de/test/e…he-Daten,-Preise_id_35780